29.09.2016

Dienstleistungen 4.0 in Berlin: PIN Mail AG - ein gutes Beispiel aus der Praxis

Ausgezeichnet: Die PIN AG als guter und moderner Dienstleister in Berlin
Dienstleistungen 4.0 in Berlin - Die PIN AG als gutes Beispiel aus der Praxis

Der Dienstleistungssektor ist für die Hauptstadt wirtschafts- und beschäftigungspolitisch von sehr großer Bedeutung. Er prägt die Metropole an der Spree, ist entscheidende Wertschöpfungsquelle und Wachstumsmotor. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass Dienstleistungs- und Arbeitsqualität Hand in Hand gehen, um Dienstleistungsarbeit unter humanen und innovationsförderlichen Bedingungen in der Metropolregion Berlin zu entwickeln. 

In Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft ver.di und des eigenen Betriebsrats stellte sich auch die PIN Mail AG als guter und moderner Arbeitgeber des so wichtigen Berliner Dienstleistungssektors vor und erhielt dafür die Auszeichnung "Ein gutes Beispiel aus der Praxis".

 

Folgende "Kriterien für gute Dienstleistungen" waren ausschlaggebend für die Auszeichnung:*

 

Aktiv für Aus-und Weiterbildung - Wir organisieren Chancen (Qualifikation)

Die Aktivitäten für die Aus-und Weiterbildung der Beschäftigten in der PIN Mail AG sind vielfältig. Die Ansprache von Jugendlichen, die eher schwierig den Zugang zum Arbeitsmarkt finden, erfolgt seit mehreren Jahren in enger Kooperation mit Schulen und sozialen Trägern. Angebote der Berufsorientierung bieten der Girls'Day und auch Schnuppertage. Wichtige Kriterien bei der Auswahl sind die Motivation und die Zuverlässigkeit der Jugendlichen. Angestrebt ist, dass mindestens 10 Jugendliche entweder die Fachkraft für Kurier-, Express und Postdienstleistungen (FKEP) oder Kaufmann/ Kauffrau für Kurier, Express-und Postdienstleistungen (KKEP) absolvieren.

Auch während der Ausbildung erfolgt eine aktive Unterstützung durch Azubi-Coaches und „Paten für Azubis" begleiten die Auszubildenden in ihrer Ausbildung. Kompetenz-und Teamtraining werden ebenso angeboten wie Unterstützungen in persönlichen Belangen - wie beispielsweise der Umgang mit dem Geld. Die Stärkung der Selbstständigkeit und der Handlungskompetenzen sollen in nächster Zeit auch in einem Juniordepot ermöglicht werden. Hier werden die Jugendlichen selbstständig Führungs- und Planungsaufgaben übernehmen können.

Im Rahmen der Angebote sozialer Einrichtungen für junge Menschen ohne Ausbildung macht sich die PIN Mail AG stark. Angeboten werden Einstiegsqualifizierungen als ein Weg in die Ausbildung. Im „Pakt für Ausbildung", der Bestandteil des Manteltarifvertrages vom Januar diesen Jahres ist, wird den Auszubildenden eine Übernahme in Aussicht gestellt.

Die Auszeichnungen „Bester Ausbildungsbetrieb 2013 in der Kategorie Soziale Kompetenz" und im Jahr 2016 das „Siegel für exzellente Ausbildungsqualität" der Industrie- und Handelskammer, Berlin kann die PIN Mail AG vorzeigen. Die PIN Mail AG versteht sich als lernendendes Unternehmen und ermöglicht den innerbetrieblichen Aufstieg in andere Bereiche z.B.: vom Zusteller zum IT-Dienstleister. Und den Einsteigerinnen und Einsteigern, die oftmals berufsfremde Tätigkeiten ausgeführt haben, wird in Schulungsdepots eine Einarbeitung von Trainierinnen und Trainern mit langjähriger Erfahrung in der PIN Mail AG gewährt.

Die Führungskräfte werden zumeist aus der Belegschaft rekrutiert. Für ihre alltäglichen Herausforderungen – wie Umgang mit Zeitdruck und der Gestaltung der reibungslosen Arbeitsorganisation –  sind hohe kommunikative Eigenschaften und fachliche Kompetenzen erforderlich. Mit einem breiten Trainingsangebot wird eine kontinuierliche Unterstützung geboten.

 

Energie für Briefe (Infrastruktur und Lebensqualität)

Der Claim „Energie für Briefe" steht für verlässliche und zeitnahe Zustellung der Sendungen von klein-und mittelständischen Unternehmen und der Privatkunden. Ihr wechselseitiger Kommunikations- und Informationsaustausch wird so gewährleistet – und damit ist dies ein Beitrag zur Stärkung des Gemeinwesens.

 

Pakt für Integration - Vielen eine Chance geben (Beitrag zu einem funktionierenden Gemeinwesen)

Die PIN Mail AG leistet einen aktiven Beitrag bei der gesellschaftlichen Aufgabe, den zugewanderten Menschen eine Bleibeperspektive zu bieten. Sie arbeiten aktiv mit in der „Task Force Asyl", die seitens der Agentur für Arbeit gegründet wurde. Mit der Gewerkschaft ver.di wurde ein „Pakt für die Integration" vereinbart und beide Betriebsparteien erarbeiten ein Integrationskonzept. Grundlegend ist hierfür diese Auffassung: Die Integration kann nur gelingen, wenn die Gleichstellung aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, insbesondere deren Schutz, die Geltung der Mindeststandards und eine gleiche Entlohnung, gewährleistet ist.

Eine mehrjährige Patenschaft mit einer Hilfsorganisation, die in Not geratene Familien unterstützt, unterstreicht das soziale Engagement des Unternehmens.

 

Verlässliche Zeiten für Kundinnen/Kunden und Beschäftigte - Dies hat hohe Priorität (Zeitstruktur)

Der Faktor Zeit ist in mehrfacher Hinsicht in der Arbeitsorganisation der PIN Mail AG von großer Bedeutung. Einmal geht es um die Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit in der Zustellung der Dienste für eine Zufriedenheit auf Seiten der Absender und Empfänger der Sendungen. Und um dies kontinuierlich zu gewährleisten, bedarf es zufriedene und motivierte Beschäftigte. Verlässliche und klar geregelte Arbeitszeiten für die Beschäftigten tragen erheblich zur Zufriedenheit der Belegschaft bei -so lautet der Konsens zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat. Für Vollzeitbeschäftigte beträgt die regelmäßige Arbeitszeit 40 Stunden pro Woche, die sich im Wesentlichen auf fünf Arbeitstage zu gleichen Teilen verteilt.

Die Wünsche und Interessen der Beschäftigten werden berücksichtigt - so etwa bei dem Ausgleich eines Zeitguthabens. Die Beschäftigten der Verwaltungen können Beginn und Ende der Arbeitszeit flexibel handhaben. Auch beinhaltet die Betriebsvereinbarung mit Arbeitszeit und Dienstplangestaltung eine familienpolitische Komponente. In der Dienstplangestaltung soll in den Dienstzeiten auf die Betreuungsaufgaben der Eltern Rücksicht genommen werden.

 

CO 2-Neutraler Briefversand (Nachhaltigkeit)

Der seit Jahren praktizierte klimaneutrale Briefversand, mindert die Co2-Emissionen weltweit. So bestätigt First Climate in einer Urkunde im Juli 2016, dass diese Emissionen durch Einsparungen ausgewählten Klimaschutzprojekten in Brasilien und auch in Nepal zu Gute kommen.

 

(Mehr)sprachiges Angebot

Die Belegschaft umfasst Beschäftigte aus mehr als 40 Nationen, dies spiegelt die multikulturelle Bevölkerungsstruktur der Berliner Bevölkerung und damit auch den Kundinnen- und Kundenkreis. Profunde Deutschkenntnisse sind jedoch für alle Beschäftigten wichtig. Im Rahmen des bereits erwähnten "Pakt für Integration" wird ein entsprechendes Lernangebot für die Beschäftigten angestrebt.

 

Der Brief lebt - Der E-Brief kommt (Innovationsfähigkeit und Produktivität)

Den Wandel der Arbeit im Zuge der Digitalisierung zu gestalten ist eine Herausforderung für beide Betriebsparteien. Dies gilt insbesondere für ein Unternehmen, das Briefe zustellt. Zum einen hat sich das Produkt "Brief" als erfreulich stabil herausgestellt und zum anderen hat die PIN mit dem "eBrief" längst ein innovatives Produkt am Markt, dessen Weiterentwicklung einen hohen Stellenwert im Unternehmen einnimmt.

Auch das Konzept "Zustellung 2016", das den Herausforderungen des Wettbewerbs mit einer modernen Organisationsstruktur und Führungskultur begegnen will, zeugt von der Zukunftsausrichtung der PIN.

Für die Prüfung der Praxistauglichkeit von Innovationen haben zwei Depots einen Labor-Status. Hier werden Konzepte – wie flexible/alternative Zustellmodelle - getestet. Weiter befindet sich das Unternehmen in einem internen Innovationsprozess, dessen erste Ergebnisse in neuen Markt- und Produktideen bald sichtbar werden sollen.

Schließlich haben die Betriebsparteien begonnen, zukunftsgerichtete Vereinbarungen zum vermehrten Einsatz von IuK-Technologien zu treffen. Dabei ist Grundlage eine Betriebsvereinbarung, nach der eine Leistungs- und Verhaltenskontrolle aufgrund der erhobenen Daten nicht zulässig ist.

 

Wertschöpfung und Wertschätzung

Die Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten zeigt sich in der aktuellen Kampagne. Diese zeigt die PIN-Zusteller/innen in ihrem Arbeitsalltag und ausgesagt wird, dass sie schnell und zuverlässig arbeiten und außerdem viel Sympathie bei den Kundinnen und Kunden genießen. Die Zusteller/innen sind somit die "Gesichter" des Unternehmens.

Durch die gemeinsame Arbeit der Geschäftsführung und des Betriebsrates für die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten wird der Wertschätzung der Beschäftigten Ausdruck verliehen. Ihre Motivation, ihre Leistungen sind grundlegend für die Wertschöpfung des Unternehmens.

 

Fit bleiben bei der Arbeit (Arbeits- und Gesundheitsschutz)

Die Zusteller und Zustellerinnen sind in ihrem Arbeitsalltag nicht zu unterschätzenden Gefährdungen im Straßenverkehr ausgesetzt, die von ihnen erhebliche Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme abverlangen. Ihre Belastungen sind der Zeitdruck – denn die Zustellungen sollen in dem vorgegebenen Zeitrahmen erfolgen – und auch die oftmals widrigen Wetterbedingungen, wie Eis, Schnee oder auch Hitze.

Selbstverständlich gilt es die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und ebenso ist Vorsorge für den Erhalt der körperlichen Fitness zu treffen. Obst und auch Getränke stellt das Unternehmen den Beschäftigten kostenfrei zur Verfügung. Weitere gesundheitsfördernde Maßnahmen gilt es in naher Zukunft weiter zu entwickeln. Aus heutiger Sicht wird ein Baukastensystem mit passgenauen Maßnahmen für die verschiedenen Beschäftigtengruppen als sinnvoll erachtet.

 

Existenzsicherndes Einkommen /Tarifbindung

Die Tarifbindung mittels eines Haustarifvertrages besteht seit dem 1.1.2014.

Der aktuelle Entgelttarifvertrag für Beschäftigte im Bereich der Produktion, Zustellung und Verwaltung der PIN Mail AG ist am 1.1.2016 in Kraft getreten. Dieser regelt Entgelt- und Ausbildungsentgeltregelungen. Die Ausbildungsvergütung beträgt im ersten Ausbildungsjahr bereits 800,00 Euro. So möchte man den Auszubildenden ein im Vergleich zum Markt attraktives Angebot machen.

 

Gemeinsam geht es besser! (Mitbestimmung und Interessenausgleich)

Einen engagierten Betriebsrat gibt es seit 2006.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung der PIN Mail AG war in den ersten Jahren geprägt von kontroversen Auseinandersetzungen und den ersten erfolgreichen Abschlüssen von Betriebsvereinbarungen zum Wohle der Beschäftigten. Seit Abschluss des ersten Tarifvertrages zwischen den Tarifparteien im Jahr 2014 kann die Zusammenarbeit der Betriebsparteien als wechselseitig wertschätzend und kooperativ beschrieben werden. Die Zieldimensionen der Zusammenarbeit werden in der Präambel des Manteltarifvertrages so benannt: Das Tarifwerk soll einerseits den individuellen Anforderungen und der Zukunftssicherung der PIN Mail AG Berlin gerecht werden und andererseits allen Mitarbeiter/innen sozial vertretbare Beschäftigungsbedingungen garantieren. Dies wird flankiert durch gute Betriebsvereinbarungen zu u.a.: Arbeitszeit und Dienstplangestaltung, Urlaub, innerbetriebliche Versetzungen, Bildschrimarbeitsplätzen und betriebliches Eingliederungsmanagement.

 

 

* Quelle: Mechthild Kopel (Wert.Arbeit GmbH, Berlin - Gesellschaft für Arbeit, Innovation und Chancengleichheit): Ein gutes Beispiel aus der Praxis - PIN Mail AG: Schick es grün, 2006.

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