Jetzt geht die Post ab
Jahrzehntelang war die Post gelb. Heute ist sie bunt. Im freien Wettbewerb bewegen neue Anbieter, Tarife und Angebote den Markt und die Verbraucher.
Mit dem Wegfall der Exklusivlizenz der Deutschen Post für Briefe bis 50 Gramm ist der Briefmarkt seit dem 1. Januar 2008 vollständig für den Wettbewerb geöffnet. Jeder kann mit einer Lizenz der Bundesnetzagentur Briefe einsammeln, weiterleiten und ausliefern. Seit 1998 hat sich dieser Markt stufenweise liberalisiert. Mit dem Umsatzsteuerprivileg fiel die letzte Bastion der Deutschen Post. Heute ist jedes Unternehmen, das seine Dienste bis in den letzten Winkel Deutschlands anbietet, von der Umsatzsteuer befreit. Das Gesetz nennt dies flächendeckende Universalleistungen. Dazu zählen Briefsendungen bis 2.000 Gramm, Pakete bis zehn Kilogramm sowie Einschreiben und Wertsendungen.
Täglich 50 Millionen Briefe
In der jüngsten Marktuntersuchung der Bundesnetzagentur von 2008 war der Markt für lizenzpflichtige Postdienstleistungen neun Milliarden Euro schwer und bewegte jährlich 17,5 Milliarden Sendungen. Den größten Teil übernimmt mit 91,6 Prozent nach wie vor die Deutsche Post. Unter den alternativen Briefdienstleistern zählt die TNT Post Deutschland zu den größten Wettbewerbern. Sie erreicht mit 5.000 eigenen Zustellern und 150 Netzwerkpartnern bereits 90 Prozent der deutschen Haushalte. Daneben sind vor allem große Verlagshäuser mit Tochterunternehmen aktiv. Die Medien Union bedient mit City-Post-Gesellschaften das Bundesland Sachsen und ist im Südwesten Deutschlands an Briefdienstleistern beteiligt. Die Holtzbrinck Verlagsgruppe bündelt ihre Aktivitäten in der Pin Group und macht der Post in den neuen Bundesländern, Unterfranken und im Raum Freiburg kräftig Konkurrenz. Die Citipost der Verlagsgruppe Madsack mit ihrem Claim „Einfach. Gut. Geschickt“ zählt über 3.300 Zusteller und befördert täglich 300.000 Sendungen. Insgesamt haben die alternativen Briefdienste in zehn Jahren rund zehn Prozent des Umsatzkuchens erobert.
Im freien Wettbewerb suchen alle Anbieter nach neuen Vertriebswegen. Neben Handyporto als Zahlencode per SMS oder Internetmarken in Form maschinenlesbarer Barcodes zum Aufkleben setzt die Branche seit rund eineinhalb Jahren vor allem auf elektronische Prozesse. Angebote wie der E-Postbrief der Deutschen Post oder „Print my Post“ von TNT übernehmen den Druck und Versand online übermittelter Briefe. Mit dem Trend zur sogenannten hybriden Post werden sie auch erst in der Region des Empfängers ausgedruckt und zugestellt.
Wettbewerb belebt das Geschäft
Immer mehr Unternehmen nutzen die Alternativen zur Deutschen Post. Durch den offenen Wettbewerb sind die Preise seit 1998 im Sendungsdurchschnitt um 13 Prozent gefallen, das Angebot wächst. Bereits 55 Prozent von 500 befragten Unternehmen setzen die privaten Dienstleister vor allem für Versandaktionen oder bestimmte Sendungsarten ein, bestätigt eine Studie der WIK-Consulting im Auftrag der Bundesnetzagentur. Oberstes Auswahlkriterium ist vor dem Preis die zuverlässige und termingenaue Zustellung. Einen Überblick im Angebotsdschungel geben Portale wie Posttip.de oder Postbranche. de mit Marktinformationen und Tarifrechnern.
Bei der Auswahl eines privaten Dienstleisters trennt die Laufzeit die Spreu vom Weizen. Nach der Frage, ob die Briefe am nächsten Tag zugestellt werden können, ist es wichtig, darauf zu achten, ob der alternative Briefdienstleister dafür über eine eigene Organisation verfügt, mit der er Briefe abholt und zustellt. Prüfsiegel wie Qualitätszertifi kate nach ISO-Norm geben Hinweise auf die Sicherheit der Prozesse und sind bei großen Zustellern wie TNT Post, Logistic Mail Factory oder City-Post Standard. Ohne eigene Organisation agieren im Unterschied dazu die sogenannten Konsolidierer wie „Die zweite Post“ oder „Briefnetz Süd“, die Briefe lediglich einsammeln und vorsortiert in fremde Netze einspeisen.
Entscheidend im Auswahlprozess ist, ab welcher Menge und zu welchem Termin die Post kostenfrei abgeholt wird. Für kleine und mittlere Unternehmen kann sich eine Versandaktion oder die monatliche Rechnungsstellung zum Beispiel bei TNT Post ab 50 Sendungen oder Logistic Mail Factory bereits ab 25 Sendungen schnell rechnen. Neben Kostenvorteilen, die sich vor allem über attraktive Rabatte im regionalen Versand bemerkbar machen, entfällt vor allem das umständliche Frankieren und Sortieren der Briefe. Die Preisgestaltung richtet sich nach Sendungsvolumen, Gewicht und Format. Und anstatt Vorauskasse für Frankiersysteme oder Briefmarken kann die Rechnung für den gesamten Postversand ganz bequem per Lastschrift im Nachhinein bezahlt werden.
Porto ist der kleinste Posten
Die durchschnittlichen Herstellungskosten eines selbst produzierten Briefes schwanken nach Angaben der Bundesnetzagentur zwischen 1,20 Euro und 3,49 Euro. Jeder einzelne Brief muss gedruckt, gefaltet und kuvertiert werden. Alles Notwendige wie Briefmarken und Material will beschafft und verwaltet sein. Unternehmen, die die Zeit ihrer Mitarbeiter sinnvoller einsetzen möchten, profi tieren von den Angeboten, die private Briefdienstleister mit Bedarfsanalysen und persönlicher Beratung individuell zusammenstellen. So können auch kleine Unternehmen Einsparpotenziale realisieren, indem sie neben den niedrigen Portogebühren vor allem Zeit sparen.
Fazit
Der Markt ist in Bewegung. Neben günstigeren Portopreisen in der regionalen Briefverteilung entlastet der liberalisierte Postmarkt Unternehmen vor allem über Serviceangebote. Die Devise der alternativen Dienstleister lautet: Leistungen bündeln. Denn was für die Warenlogistik gilt, funktioniert auch in der Brieflogistik. Bei der täglichen Post birgt der Personal- und Materialeinsatz die größeren Einsparpotenziale
Quelle: B4B Mittelstand vom 22.02.2011
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